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Stressauslöser Corona: Ein Leben ohne Strukturen

Veröffentlicht am 15.05.2020 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch
Stress durch Isolation
Der durch das Corona Virus bedingte Rückzug in die eigenen vier Wände hat viele Menschen vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Das gilt für die eigene Person ebenso wie für das persönliche Umfeld, den Umgang mit sozialen Medien sowie in Bezug auf das Arbeiten im Homeoffice. Stabilisierende Strukturen sind einfach weggefallen und müssen nun eigenverantwortlich erarbeitet werden. Das ist nicht einfach, und so verzweifeln manche im Homeoffice, während sich andere den sozialen Medien hingeben.
Stress durch Ruhe - wie ist das möglich?
Trotz der Ruhe ist es noch nicht einmal möglich, richtig abzuschalten und Probleme loszulassen. Dieses Phänomen ist weit verbreitet und fällt insbesondere in Zeiten von Corona unausweichlich ins Gewicht. Immer und zu jeder Zeit auf Achse zu sein, ist eine Krankheit unserer schnelllebigen Zeit. Kaum nahen ein freies Wochenende oder ein paar freie Tage, die nicht mit Aktivitäten gefüllt sind, bricht Panik aus, wobei manche anfangen zu kränkeln oder sich unerklärlich müde und ausgelaugt fühlen. Dieses Phänomen wird in der Psychologie als "Freizeitkrankheit" oder leisure sickness bezeichnet. Dahinter steckt die Unfähigkeit, im Alltag abzuschalten und Probleme loszulassen, aber auch das Unvermögen, die Zeit selbstbestimmt zu gestalten oder gar mit sich allein zu sein. Insoweit bedeutet diese plötzlich eintretende Ruhephase für Körper, Geist und Seele Stress, weshalb der Körper mit den entsprechenden Symptomen darauf reagiert.
 
Arbeiten im Homeoffice hat seine Tücken
Was zunächst wie eine Wohltat erscheint, entpuppt sich nach einigen Tagen als Last. Aus den anfänglichen Vorteilen des Homeoffice sind zahlreiche Nachteile erwachsen. Es sind vor allem die sozialen Kontakte, die fehlen. Der tägliche Austausch über Berufliches und Privates am Kantinentisch, die kurze Rücksprache mit dem Chef und die Absprachen unter Kollegen - das alles fällt im Homeoffice im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch. Die bereits beschriebene Ablenkung ist nach wenigen Tagen auch nicht mehr dazu geeignet, diese sozialen Defizite auszugleichen. Allmählich sinkt auch die Motivation zu arbeiten. Es ist erstens nicht leicht, die gesamte Arbeitszeit eigenverantwortlich zu strukturieren. Es fällt auch schwer, sich zu bestimmten Zeiten an den Schreibtisch zu setzen. Viel zu gross ist die Versuchung, scheinbar dem eigenen Biorhythmus zu folgen. Und so sinken Motivations- und Leistungskurve im Gleichklang nach unten ab, sodass es immer schwieriger wird, sich zu disziplinieren. Die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwimmen immer mehr, sodass der Tag zu einem Einheitsbrei verkommt, der den persönlichen Stimmungen unterworfen ist.
 
Weggesperrt wegen Corona - der Boom der digitalen Medien
Die digitalen Medien erfahren in Zeiten von Corona einen Hype. WhatsApp, Skype und Co. machen es möglich, trotz des Virus weiterhin soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Immer mehr Freunde, Familien, Verwandte und Kollegen verabreden sich zu Gruppen-Videochats, um sich zu unterhalten und gemeinsam Zeit zu verbringen. Selbst Corona-Partys 2.0 sind keine Seltenheit. Trotz der von der Politik verordneten Einschränkungen gibt es also Wege und Möglichkeiten, die soziale Isolation auszuhebeln und so das Stresslevel zu senken.
 
Es sind vor allem die Regionen, die am stärksten von Corona betroffen sind, in denen Sprach- und Videoanrufe via WhatsApp oder Messenger massiv zugenommen haben. Tatsächlich ist der Zuwachs branchenweit beispiellos. Das gilt übrigens auch für die Videokonferenz-App Zoom, die sich einer ungeahnten Nachfrage erfreut. Innerhalb weniger Wochen ist die Zahl der Nutzer von 10 auf 200 Millionen User pro Tag in die Höhe geschnellt. Mit Freunden, Bekannten oder mit Familienmitgliedern wird per Videochat ein Glas Wein oder Bier getrunken und ein Pläuschchen abgehalten.
 
Anbieter berichten nicht nur von einem starken Anstieg der Nutzerzahlen von sozialen Medien. Gleiches gilt auch für Netflix, das zu den Unternehmen gehört, die vom Corona-Virus profitieren und Rekordgewinne einfahren. 15,7 Millionen Nutzer haben sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres für ein Netflix-Abonnement angemeldet, sodass Netflix weltweit nun auf 182,8 Millionen zahlende Kunden kommt. Grund ist nicht nur die Abkehr vom linearem Fernsehen, sondern auch die geschlossenen Kinos.