Mit Gedächtnistraining und Mnemotechniken die Hirnleistung steigern und erhalten
Veröffentlicht am 05.11.2021 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
Gedächtnistraining ist keine Frage des Alters, sondern geht jeden etwas an. Das gilt vor dem Hintergrund, dass die Denkleistung immer häufiger in den technischen Bereich verlagert wird. Das führt zu einer mangelnden Auslastung des Gehirns. Was unser Gedächtnis kann, und mit welchen Methoden Sie das volle Potenzial ausschöpfen können - das erfahren Sie hier!
Wie funktioniert unser Gedächtnis?
Sogenannte Mnemotechniken und Gedächtnistraining umfassen verschiedene Methoden und Übungen, um die Gedächtnisleistung und die Merkfähigkeit zu trainieren und zu verbessern. Tag und Nacht erfasst unser Gehirn Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen, die gefiltert, sortiert und gespeichert werden und zusammen das Gedächtnis bilden. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk aus Nervenzellen, das aus breiten Datenautobahnen oder aus feinen Verästelungen besteht. Wie lange Informationen im Gedächtnis haften bleiben, ist abhängig davon, wie tief sie verankert sind.
Das, was wir mit unseren Sinnen fortlaufend im Alltag wahrnehmen, gelangt für wenige Sekunden in das Ultrakurzzeitgedächtnis. Die nächste Stufe ist das Kurzzeitgedächtnis, das auch Arbeitsgedächtnis genannt wird. Dorthin gelangen Informationen, die ausreichend wichtig sind. Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses ist auf rund sieben Gedanken begrenzt. Und nur Informationen, die wichtig oder dringlich sind, gelangen ins Langzeitgedächtnis, wo sie jahrelang abgerufen werden können. Die Gedächtnisleistung besteht darin, dass jedes Mal, wenn Sie sich etwas merken, Nervenverbindungen kurzgeschlossen werden. Maßgeblich für die Merkfähigkeit ist die Anzahl der verschiedenen Verbindungen, die durch Gedächtnistraining und Mnemotechniken erhalten und erhöht werden können.
Wussten Sie schon? Spannende Fakten über die Gedächtnisleistung
Sie glauben, dass Sie das volle Potenzial Ihrer Gedächtnisleistung ausschöpfen? Die vier spannenden Fakten über das Gedächtnis werden Sie überraschen und Ihnen helfen, Ihre Gedächtnisleistung zu steigern.
1. Damit Informationen langfristig zur Verfügung stehen, müssen sie in das Langzeitgedächtnis gelangen. Mehrere Wiederholungen des Lernstoffs reichen lediglich für das Kurzzeitgedächtnis aus. Wichtig ist, Abwechslung in den Lernalltag zu bringen, indem Sie sich zwischendurch mit Themen beschäftigen, die den Lernprozess fördern.
2. Achten Sie nicht nur auf eine angenehme Lernumgebung. Für einen besseren Lernerfolg ist es sinnvoll, die Lernumgebung zu wechseln. Arbeiten Sie beispielsweise in unterschiedlichen Räumen und Umgebungen, oder wechseln Sie zwischen Stehen an einem Stehpult, Sitzen und Umhergehen.
3. Das Gedächtnis ist in der Lage, Informationen länger zu speichern, wenn Sie mit Emotionen verbunden sind. Beispielhaft sind Kindheitserinnerungen, die deshalb lange in Erinnerung bleiben, weil sie mit sehr starken Emotionen verknüpft sind. Grund ist, dass Emotionen, die mit Informationen verbunden sind, wie ein Indikator für ihre Wichtigkeit wirken.
4. Das Gehirn kann Erinnerungslücken auffüllen. Bei neuen Impressionen speichert das Gehirn die Hauptmerkmale. Lernen Sie beispielsweise jemanden kennen, speichert das Gehirn die wichtigsten Details, während andere in den Hintergrund treten. Diese Lücken füllt das Gehirn aus mit der Folge, dass unwichtige Details möglicherweise verfälscht werden. So kann es passieren, dass Zeugen unterschiedliche Aussagen in Bezug auf eine Täterbeschreibung machen.
Mit Mnemotechniken die Gedächtnisleistung trainieren
Unter dem Begriff "Mnemotechnik" werden Lern- und Merktechniken zusammengefasst, die dabei helfen, sich Zahlen, Namen, Listen, Vokabeln und andere Informationen einzuprägen.
1. Die Loci-Technik
Die Loci-Technik können Sie in geschlossenen Räumen oder im Freien anwenden. Dazu wählen Sie in der unmittelbaren oder näheren Umgebung mehrere markante Punkte aus - in der Anzahl der zu merkenden Begriffe, Namen oder Zahlen. Dabei kann es sich um ein Fenster, eine Türe, ein Sofa, eine Kommode, eine Stehlampe, ein Bücherregal oder einen Sessel in Innenräumen handeln, während im Außenbereich zum Beispiel ein Baum, eine Bank, ein Teich, eine Bushaltestelle, ein Auto, eine Fahrradstation oder ein Haus geeignete Zielpunkte sind. Haben Sie nur wenig Platz, können Sie auch Ihren Körper für die Loci-Technik einsetzen, zum Beispiel das Ohr, die Nase, die Haare, den rechten und linken Arm, die Hände und Füße. Mit dem jeweiligen Gegenstand oder Körperteil verbinden Sie den zu merkenden Begriff. Nun schreiten Sie die Gegenstände oder Körperteile gedanklich oder tatsächlich ab und wiederholen diesen Vorgang mehrere Male in derselben Reihenfolge. Durch die Visualisierung wird es leichter, sich die gewünschten Begriffe zu merken.
2. Merksätze und Eselsbrücken
Es gibt bestimmte Merksätze und Eselsbrücken, die Ihnen helfen, bestimmte Informationen leichter im Gedächtnis zu speichern. Hier einige Beispiele:
- "Nie ohne Seife waschen" - die Anfangsbuchstaben bezeichnen die vier Himmelsrichten Norden, Osten, Süden und den Westen.
- Wer Gitarre spielen lernt, kennt vielleicht den Merksatz "ein Anfänger der Gitarre habe Eifer" - das ist die Reihenfolge der Gitarrenseiten E, A, D, G, H und E.
Die Beispiele folgen dem Prinzip, einprägsame Sätze zu bilden, deren Worte denselben Anfangsbuchstaben wie die zu erinnernden Begriffe haben.
3. Zahlen mit Bildern verknüpfen
Diese Technik setzt eine regelmäßige Anwendung voraus. Müssen Sie sich beispielsweise längere Zahlenreihen oder einen Pincode merken, hilft die Verbildlichung. Eine Kerze kann beispielsweise für die 1 stehen, Zwillinge, das Siegeszeichen oder ein Schwan für die 2, Drillinge oder ein Dreizack für die 3, ein vierblättriges Kleeblatt für die 4, eine Hand für die 5, Lotto spielen für die 6, ein Sieb für die 7, eine Achterbahn oder eine Sanduhr für die 8, eine Schnecke für die 9 und die Finger beider Hände für die 10. Für die Zahlenfolge 246892 können Sie diese Geschichte erfinden: Zwillinge fanden ein vierblättriges Kleeblatt. Deshalb spielten sie Lotto und fuhren anschließend Achterbahn. Die Zeit bis zur Ziehung der Lottozahlen bewegte sich wie eine Schnecke. Doch am Ende erhoben sie die Hände zum Siegeszeichen.
Es gibt eine Vielzahl von Gedächtnisübungen und Mnemotechniken, die auch als Apps angeboten werden. Beispiele sind die Memorado-App und die Einstein-App, wobei Sie sich mit Neuronation Ihren eigenen Trainingsplan für Gedächtnistraining erstellen können.