Boreout: wenn der Arbeitsplatz unterfordert
Veröffentlicht am 20.08.2020 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch
Burnout ist bekannt - in seinen Symptomen und auch bezüglich der Möglichkeiten, diesen zu behandeln. Boreout ist ein vergleichsweise neues Phänomen und durch die Wissenschaft auch wenig untersucht. Wenn Unterforderung im Job Probleme bereitet, kann das ein Boreout-Syndrom sein. Was das ist und welche Behandlungsoptionen es gibt, thematisiert dieser Überblick für Sie.
Eine erste Checkliste zum Thema Boreout
Viele Menschen sind sich unsicher, ob ihr Arbeitsplatz für sie wirklich mit einer Unterforderung verbunden sein könnte. Denn der Burnout wird heute noch viel häufiger thematisiert als der vergleichweise unbekannte Boreout. Es gibt eine Reihe von Kriterien, die einen solchen Verdacht unterstreichen können. Zum Beispiel die Tatsache, dass ein Mitarbeiter Arbeiten vortäuscht, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind - nur, damit der Schein gewahrt ist. Wer weniger zu arbeiten hat als das Team und wer regelmäßig seine Aufgaben zügiger erledigt als die Kollegen, kann einen Boreout haben. Kennzeichen sind auch dienstfremde Beschäftigungen während der Arbeit. Wer ständig mit Privattelefonaten beschäftigt ist beziehungsweise mit Kollegen mailt (mit Inhalten, die nicht mit dem Unternehmenszweck zu tun haben), scheint unterfordert zu sein und sich zu langweilen. Boreout kann sich auch in Selbstzweifeln manifestieren - zum Beispiel, wenn Arbeitnehmer grübeln, ob sie die Kompetenz für ihre ursprüngliche Jobbeschreibung haben. Das ist nicht selten so, wenn der Angestellte mit Einsatzbereichen ("illegitime Aufgaben"), die damit nicht mehr zu tun haben und die um einiges niedriger in der Aufgabenhierarchie angesiedelt sind.
Handeln lohnt sich!
Der Boreout ist mehr als Langeweile. Er ist mit negativen Konsequenzen verbunden, die ein Arbeitnehmer unbedingt vermeiden sollte. Zum einen ist die Unterforderung bei der Arbeit natürlich ein Hemmschuh für jeden, der eine erfolgreiche Karriere plant. Zum anderen wird auch das Selbstbewusstein des Angestellten reduziert. Die Wertschätzung als Profi in der Arbeitswelt ist nicht vorhanden. Das verärgert, macht unzufrieden und demotiviert natürlich auch. Nicht selten wird auch der Kollegenkontakt dadurch unerfreulich beeinträchtigt. Und: Wer nichts zu arbeiten hat, grübelt. Das macht nicht unbedingt glücklicher - es sei denn, man erarbeitet sich Lösungsansätze, von denen man nachhaltig profitieren könnte. Natürlich ist es auch wichtig, das Thema Bournout mit einer vertrauten Person zu diskutieren. Das kann ein Freund, ein Familienmitglied, der Arzt sein. Die betriebsinterne Diskusson mit Chef beziehungsweise Kollegen sollte lieber erst dann erfolgen, wenn die Diagnose Boreout gesichert ist und Strategien zur Verbesserung vorhanden sind. Doch ist dies meist der Start in die Veränderung, die die Verbesserung rund um den Arbeitsplatz schaffen kann.
Arbeitsplatzänderung das A und O
Beim Boreout ist es wichtig, eine umfassende Arbeitsplatzänderung vorzunehmen. Das kann bedeuten, dass der Arbeitsplatz intern umstrukturiert wird. Dafür ist es selbstverständlich bedeutsam, das Thema mit dem Arbeitgeber zu diskutieren. Die Arbeitgeber sind bei solchen Anlässen oft erstaunt. Unterforderung ist etwas, was sie bei ihren Arbeitnehmern erstaunlich selten vermutet hätten. Untersuchungen demonstrieren eindrucksvoll, dass die zuständigen Vorgesetzten keine Ahnung von der Unterforderung ihrer Angestellten hatten und dass sie sich oft freuen, ihnen weitere Aufgaben delegieren zu können. So etwas ist natürlich der Idealfall und kann einen Boreout optimal in hohe Arbeitsplatzufriedenheit umwandeln. Kann dies nicht ermöglicht werden, sollte der Arbeitnehmer den berühmten Plan B bei der Hand haben. Soll der Arbeitsplatz nicht gewechselt werden, kann es sinnvoll sein, die Langeweile im Unternehmen durch eine aktive Freizeit ausbalancieren. Wird ein Wechsel des Unternehmen für ein Plus an Professionalität angestrebt, sollte sich der Arbeitnehmer nach der Diskussion mit dem alten Arbeitnehmer bei anderen Unternehmen bewerben. Oft wird das nicht umgesetzt, weil ein Einkommensdefizit möglich wäre. Der Nutzen und die Nachteile sind also gut abzuwägen. Wer jedoch motivierter Profi ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Arbeitsplatz mit angemessener Bzahlung ergattern können und das Problem seiner Überforderung optimal für sich lösen können.