Wie der Start in die neue Arbeitswelt gelingt
Veröffentlicht am 11.09.2020 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch
Die für uns alle neuen Erlebnisse und Erfahrungen während Corona haben gezeigt, dass eine andere Form des Arbeitens keine Utopie ist. Einige Punkte müssen jedoch beachtet werden, damit der Neustart in die künftige Arbeitswelt reibungslos funktioniert.
Der in den vergangenen Monaten geltende Ausnahmezustand wird aktuell in den meisten Organisationen und Betrieben allmählich beendet. Von Normalität kann dabei allerdings noch keine Rede sein. Stattdessen gilt es, damit zu beginnen, die bestehenden Strukturen unvoreingenommen zu hinterfragen und auszuhandeln, wie die Zusammenarbeit in Zukunft optimal gestaltet werden kann. Um etwas Neues entstehen lassen zu können, muss zunächst Klarheit und eine Orientierung geschaffen werden. Zwischen dem Erlebten und den Erwartungen müssen Verantwortliche im Unternehmen dabei ganz neu vermitteln. Das veraltete Bild von einer Zusammenarbeit der Zukunft hat durch die Realität nur noch in Teilen Bestand. Viele Ideen, die uns früher nur in Form von Worthülsen oder abstrakten Präsentationen begegnet sind, können wir dafür inzwischen besser verstehen. Zugleich hat die Pandemie etliche neue Fragen aufgeworfen und neue Erfahrungen mit sich gebracht. Zukunftsvisionen müssen deshalb noch einmal ganz neu gedacht werden. Noch befinden wir uns aber in einer Übergangsphase, die es zu meistern gilt. Hierbei spielen die noch lange nicht abgeschlossenen Entwicklungen zu berücksichtigen und einfache, pragmatische Lösungen dafür zu entwickeln. Ein gesundes Mass an Demut braucht es ebenfalls. Denn noch wissen wir viel zu wenig, um ein konkretes Bild davon zeichnen zu können, wie die Arbeitswelt von morgen tatsächlich aussehen wird. Mit Mut und Offenheit können Fachspezialisten, CEOs und andere Entscheidungsträger von den neuen Lernfeldern profitieren. Bekannte Leitbilder und die entwickelten Werte helfen in dieser schwierigen Phase, sich zu orientieren und von Kreuzung zu Kreuzung voran zu tasten. Die zwei folgenden Gedankenanstösse sollen dabei helfen, die anstehenden Veränderungen zu bewältigen und alle Ressourcen dabei zielorientiert einzusetzen.
Quality Time
Die Angst vieler Firmen ist, dass nach Monaten im Homeoffice kaum noch jemand zurück ins Büro kommen möchte. Das ist weitgehend unbegründet, sofern eine gute Arbeitskultur gepflegt wird. Insofern ist dies eine gute Gelegenheit, das vorherrschende Klima am Arbeitsplatz zu hinterfragen und ggf. zu verbessern. Denn auch wenn sich ein dezentrales Arbeiten als machbar erwiesen hat und die digitalen, vernetzten Arbeitswerkzeuge funktionieren, sind wir dennoch aufeinander angewiesen. Erst im Verbund mit einer starken Gemeinschaft können wir unser volles Potential wirklich ausschöpfen, gewohnte Abläufe verändern und selbst hinterfragen - egal, ob als Organisation oder als Individuum.
Die beste Balance zwischen der Gemeinschaft und Autonomie ist dabei nicht immer leicht zu finden. Wer aber für beide Faktoren kämpft und die Zeit im Büro auch als "Quality Time" ansieht, wo man bewusst Zeit mit Kolleginnen und Kollegen verbringt, ist auf dem richtigen Weg. Eine gute Empfehlung ist die, dass der Alltag im Büro nur teilweise durchgeplant wird. Denn lässt man der Spontaneität genügend Raum, ist auch mehr Potential für positive Entwicklungen vorhanden.
New Deal
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind heute und in Zukunft gefordert, neue Konzepte auszuhandeln. Dabei geht es u. a. um die zeitliche Aufteilung von Büro und Homeoffice. Wie jüngste Umfragen zeigen, wünschen sich die meisten Menschen langfristig, zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. In Corona-Zeiten ist das ohnehin sinnvoll. Ob es sich auch später fortsetzen lässt, hängt von der jeweiligen Organisation und der Flexibilität aller Beteiligten ab. Lediglich einseitig neue Arbeitsbedingungen zu fordern ist da wenig konstruktiv. Beide Parteien müssen aufeinander zugehen und Lösungen entwickeln, von denen alle profitieren können. Nur dann sind die Veränderungen auch nachhaltig. Auch wenn sich die meisten Angestellten bei dem Thema einig sind, müssen die Interessen des Unternehmens ebenfalls gewahrt werden. Gute Deals können dabei für beide Parteien herauskommen.
Einer davon wäre die Reduzierung der Einzelarbeitsplätze im Betrieb. Die dadurch eingesparte Fläche kommt dabei dem Unternehmen zugute. Anstatt nun die Wohnungen der Mitarbeitenden mit Büroequipment vollzustopfen, wäre die Finanzierung von Coworking-Plätzen eine sinnvolle Alternative. Die Einsparungen aufgrund der effizienteren Flächennutzung können je nach Grösse des Unternehmens beachtlich sein und gleichzeitig ist für das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestens gesorgt. Denn nicht wenige ziehen es langfristig vor, ausserhalb der eigenen vier Wände zu arbeiten. Beruf und Privatleben sind dadurch besser voneinander getrennt und der Arbeitsalltag klarer strukturiert. Zusätzlich werden Coworking Spaces stärker gefördert.
Um einen erfolgreichen Start in die Arbeitswelt der Zukunft zu erreichen, müssen wir in der Lage sein, alle Interessen und Bedürfnisse in unsere Überlegungen einzubeziehen. Nur so kann ein Konsens gefunden werden, von dem am Ende alle etwas haben.