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Stress im Beruf: Ein gefährlicher und teurer Trend

Veröffentlicht am 28.12.2020 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch
Stress im Beruf
Die heutige Arbeitswelt führt dazu, dass die Belastung im Alltag immer weiter wächst. Dass chronischer Stress nicht nur krank macht, sondern auch der Wirtschaft erheblichen Schaden zufügt, belegen regelmässige Studien. Hier sind die Unternehmen gefragt, für bessere Bedingungen zu sorgen.
Ab wann macht Stress krank?
Die Toleranz gegenüber Belastungen ist bei jedem Individuum ganz unterschiedlich ausgeprägt und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Richtig ist, dass viele Menschen ihr Potential oft erst unter gewissem Druck entfalten. Dieser als Eustress bezeichnete positive Stress kann als Antrieb und Motivationshilfe durchaus nützlich sein. Entscheidend ist dabei die Intensität der Belastung, welchen Ausgleich eine Person dazu hat und wie lange die Situation anhält.
 
Beim Distress handelt es sich um negativen Stress. Er tritt z. B. dann auf, wenn sich keine Lösung für ein Problem findet oder die Belastung nicht kompensiert werden kann. Auf Dauer kann das zu teils schwerwiegenden Erkrankungen führen bzw. diese begünstigen. Typische Folgen von chronischem Stress sind etwa depressive Verstimmungen und eine allgemein niedrigere Produktivität.
 
Anstieg des Job-Stress-Index
Bei der Schweizer Stiftung Gesundheitsförderung sieht man die Entwicklung besonders kritisch. Die für die Erarbeitung und Koordinierung von gesundheitsfördernden Massnahmen zuständige Organisation führt bereits seit einigen Jahren immer wieder Umfragen bei Angestellten durch. Anhand bestimmter Kriterien wird dabei der 2014 eingeführte Job-Stress-Index ermittelt, um die Entwicklung anhand einer Skala von 0 bis 100 einstufen und vergleichen zu können. Der Wert ergibt sich aus dem Verhältnis von belastenden Faktoren und den Ressourcen, welche als positive Stabilisatoren dienen. Mit einem Wert von annähernd 51 auf der Skala, hat der Job-Stress-Index 2020 einen neuen Höchstwert erreicht. Besonders schlecht geht es den Berufseinsteigern im Alter von 16 bis 24 Jahren. Hier wurden 52,18 Punkte erreicht.
 
Schlecht für das Geschäft
Nicht nur die persönlichen Auswirkungen auf die von hohem Stress betroffenen Menschen ist dramatisch. Auch den Unternehmen entstehen dadurch signifikante Einbussen. Der wirtschaftliche Schaden, der den Schweizer Firmen im Jahr 2020 dadurch entsteht, wird auf etwa 5,3 bis 9,9 Mrd. Franken geschätzt.
 
Das liegt z. B. an den steigenden Fehlzeiten von erkrankten Angestellten. Aber auch stressgeplagte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die an ihrem Arbeitsplatz anwesend sind, senken die Gewinne von Unternehmen. Das liegt daran, dass durch Überbelastung die Konzentration sinkt, häufiger Fehler gemacht werden und die Leistung insgesamt deutlich niedriger ist als bei zufriedenen Mitarbeitenden.
 
Die Kriterien für die Ermittlung des Job-Stress-Index
Ressourcen
  • Ganzheitliche Aufgaben: Ist ein Sinn in der beruflichen Tätigkeit erkennbar?
  • Wertschätzung: Wird der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin und die geleistete Arbeit vom Vorgesetzten ausreichend gewürdigt?
  • Eigenständigkeit: Haben die Mitarbeiter ausreichend Handlungsspielraum?
  • Unterstützung: Erhalten die Angestellten ehrliches Feedback, Lob und angemessene Kritik?
Belastungen
  • Zeitlicher Druck: Wie viel Arbeit muss in wie viel Zeit erledigt werden? Sind die Aufgaben gut verteilt?
  • Qualifiziert: Erhalten die Mitarbeitenden Aufgaben, die zu ihrer jeweiligen Qualifikation passen
  • Klarheit: Wissen die Angestellten, was sie zu tun haben und sind die Tätigkeiten klar definiert?
  • Arbeitsorganisation: Wie gut sind die Arbeitsvorgänge durch den Chef organisiert und strukturiert?
Den Job-Stres-Index senken
Zum Wohle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sollte in Unternehmen ein verstärkter Fokus auf die allgemeine Zufriedenheit gelegt werden. Schliesslich sind ausgeglichene Angestellte auch produktivere Angestellte und das wiederum kommt der Firma selbst zugute. Ein wichtiger Schlüssel ist deshalb das zwischenmenschliche Klima am Arbeitsplatz. Mit gezielten Massnahmen und der richtigen Kommunikation lässt sich dahingehend viel erreichen. Führungspersonen können im Zweifelsfall in speziellen Schulungen lernen, wie sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv motivieren. Wertschätzung und ein respektvoller, kollegialer Umgang untereinander, möglichst vielfältige Tätigkeiten sorgen für mehr Zufriedenheit. Wachsen diese Ressourcen, halten die Angestellten automatisch auch höheren Arbeitsbelastungen stand.
 
Stress durch Corona?
Unklar ist momentan noch, wie sich die aktuelle Lage auf den Job-Stress-Index auswirkt. Die letzte Umfrage hatte die Stiftung Gesundheitsförderung kurz vor dem ersten Lockdown, zwischen Februar und Anfang März, durchgeführt. Ob sich die Lage durch das Arbeiten im Home Office eher verbessert oder verschlechtert hat, wird sich also in der nächsten Angestelltenbefragung zeigen.