Silvester: Das steckt hinter dem Brauchtum zum Jahreswechel - ostjob.ch
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Silvester: Das steckt hinter dem Brauchtum zum Jahreswechel

Veröffentlicht am 31.12.2020 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch
Silvesterbräuche
Feuchtfröhlich mit Sekt und Feuerwerkskörpern oder besinnlich mit Bleigiessen und Raclette - es gibt viele Arten, den Jahreswechsel zu begehen. Doch woher hat Silvester seinen Namen und woher stammen die Traditionen, die an diesem Tag zelebriert werden? Ein Blick auf die wichtigsten Bräuche und ihre Herkunft.
Dinner for one, Raclette und Champagner
In das neue Jahr wird entweder ausgelassen auf einer Party oder gemütlich im Kreis von Familien und Freunden gefeiert. In vielen Haushalten ein Muss: Den Klassiker "Dinner for one" anschauen. Nicht auf dem Tisch fehlen dürfen Raclette oder Fondue, die klassischen Silvestergerichte. Geschmückt ist der mit Glücksbringern in Form von Kleeblättern, Schornsteinfegern, Schweinchen oder Hufeisen. Der Silvesterabend ist Anlass, in die Zukunft zu schauen. Besonders beliebt: Bleigiessen. Über einer Kerzenflamme erhitzte Bleiklumpen werden ins kalte Wasser gegeben. Aus den entstehenden Formen wird orakelt, was das neue Jahr wohl bringen mag. Kurz vor Mitternacht wird der Sekt oder Champagner aufgemacht und dann heisst es: "Prosit Neujahr!". Der dem Lateinischen entlehnte Wunsch bedeutet so viel wie "Möge es dir gelingen." Wird hingegen ein guter Rutsch gewünscht, bedeutet das nicht, auf spiegelglatten Strassen ins neue Jahr zu schlittern - der Übergang ins neue Jahr soll einfach möglichst sanft sein. Unverzichtbar in der Silvesternacht ist das Feuerwerk. Doch warum wird das neue Jahr mit Böllern und Raketen begrüsst?
 
Lärm in der Silvesternacht vertreibt böse Geister
In alte Zeiten glaubten die Menschen, dass in den dunkelsten Nächten des Jahres zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag zahlreiche Geister und Dämonen auf der Erde ihr Unwesen treiben. In diesen sogenannten Rauhnächten wurde daher mit lautem Klappern und Rasseln jede Menge Lärm gemacht, um die Eindringlinge zu vertreiben. Auch brennende Holzräder wurden von den Höhen in die Täler hinab gestossen. Im Alpenraum lebt noch heute der Brauch, Haus, Hof und Ställe mit Weihrauch und anderen Kräutern auszuräuchern, um das Böse fernzuhalten. Als das Feuerwerk im 15. Jahrhundert aus China nach Europa kam, war dieses Vergnügen so kostspielig, dass es sich nur der Adel erlauben konnte, prunkvolle Spektakel in den Lustgärten der Schlösser und Paläste zu inszenieren. Das erste historisch belegte Feuerwerk fand übrigens anlässlich des Reichstages zu Konstanz 1507 statt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Feuerwerkskörper und Böller auch für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts haben sie die Klappern und Rasseln ersetzt. Ein besonders sehenswertes Feuerwerk veranstalten Deutschland und die Schweiz gemeinsam in der Silvesternacht über dem Rhein.
 
Silvester ist ein christlicher Feiertag
Doch wie kam das Jahresende überhaupt zu seinem Namen? Silvester war ein Papst im 4. Jahrhundert, der den römischen Kaiser Konstantin nur durch Handauflegen geheilt haben soll. Er kam am 31. Dezember auf den Heiligen Stuhl und verstarb ebenfalls an einem 31. Dezember nach einer Amtszeit von 14 Jahren. Papst Gregor XIII. im 16. Jahrhundert war besonders fasziniert von seinem historischen, mittlerweile heiliggesprochenen Amtsvorgänger und widmete ihm mit dem 31. Dezember einen eigenen Gedenktag. Da Gregor der XIII. den julianischen durch den gregorianischen Kalender ersetzt hatte, fiel dieser Heiligentag genau auf den letzten Tag des alten Jahres. Der Papst ordnete einen Tag der Busse und des Fastens an, doch das Volk war wenig davon begeistert und zog weiter, wie es Brauch war, lärmend und klappernd durch die Strassen. Bis heute wird Silvester nicht als kirchlicher Feiertag wahrgenommen und an vielen Orten leben die alten, heidnischen Traditionen fort.
 
Alte Silvesterbräuche in der Schweiz erleben
In Schwarzenburg im Mittelland wird an Silvester ein als Esel verkleideter Mann verprügelt und durchs Dorf geblieben. Der Esu steht stellvertretend für alles Schlechte, was sich im alten Jahr ereignet hat. In Laupen, ebenfalls im Mittelland, ziehen Maskierte lärmend durch die Gassen und vertreiben die Dämonen. Musikalisch geht es in Bergün zu. Punkt 22 Uhr treffen sich alle Einwohner unter den Strassenlaternen und singen Lieder, um das alte Jahr zu verabschieden und das neue Jahr zu begrüssen. Wer nicht genug davon bekommen kann, Silvester zu feiern, hat im Appenzell gleich zweimal die Gelegenheit. Das Hinterland weigerte sich lange, den gregorianischen Kalender zu akzeptieren. Der Übergang ins neue Jahr wird daher gleich zweimal begangen. Am 31. Dezember und am 13. Januar sind die mit Trachten, Masken und kunstvollen Hüten bekleideten Silvesterkläuse mit ihren Schellen unterwegs, um allen ein glückliches neues Jahr zu wünschen.