Haben Sie sich auch schon einmal vorgestellt, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Endlich der eigene Chef sein, die Zeit frei einteilen und nach eigenen Vorstellungen handeln zu können? Viele Menschen schrecken jedoch vor dem Risiko eines Scheiterns zurück und entscheiden sich dagegen. Eine Alternative ist die Tätigkeit als Sidepreneur. Sie gehen einfach weiter Ihrem normalen Beruf nach und betreiben Ihre Unternehmensgründung nebenberuflich. Wie das funktionieren kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Ein Sidepreneur - was ist das genau?
Das Wort Sidepreneur ist eine künstliche Zusammensetzung aus dem englischen "side" für "Seite" und dem französischen Wortteil "preneur" (von entrepreneur = Unternehmer), wörtlich und etwas plump übersetzt also "Seitenunternehmer". Gemeint ist aber jemand, der tagsüber einem Hauptberuf nachgeht und dann in seiner Freizeit nebenbei ein Start-up oder ein bereits laufendes Geschäft betreibt. Diese Methode hat den Vorteil, dass man sich finanziell keine Sorgen machen muss, trotzdem aber mit einer Geschäftsidee experimentieren kann.
Wenn Sie sich an einem Sidepreneurship versuchen möchten, werden Sie bald sehen, welche und wie viele neue Aufgabengebiete und Verantwortlichkeiten auf Sie zukommen. Dies gilt auch, wenn die Branche die gleiche ist, wie die Ihres Arbeitgebers. Denn Sie müssen plötzlich Entscheidungen treffen und Aufgaben übernehmen, die sonst von Ihren Vorgesetzten erledigt werden. Hinzu kommen neben der rein fachlichen Arbeit organisatorische und administrative Belange. Allerdings bestimmen Sie hier die Vorgehensweise und das Arbeitstempo selbst.
Die Herausforderungen an einen Sidepreneur
Sidepreneur werden häufig Menschen, die von einer bestimmten Sache nahezu besessen sind und diese unbedingt umsetzen wollen. Das kann auch ein leidenschaftlich betriebenes Hobby sein. Bei ihnen wirkt die Beschäftigung mit ihrem Lieblingsthema - zumindest nicht in der Anfangszeit - überhaupt nicht wie Arbeit, obwohl sie damit anstrengende Stunden verbringen.
Der entscheidende Einschnitt findet bei der zukünftigen Freizeitgestaltung statt. Falls Sie mit dem Gedanken spielen, sich neben Ihrem eigentlichen Beruf selbstständig zu machen, wird nicht viel Zeit für Ihre Familie, Freunde und sonstigen sozialen Kontakte übrig bleiben. Sie werden sich zusätzliches Fachwissen aneignen und Ihre Unternehmensstrategie planen, Kontakte knüpfen und Vertriebskanäle suchen und natürlich an der Entwicklung Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung arbeiten müssen.
Da fast jeder Sidepreneur sich alleine selbstständig macht, hat er sämtliche unternehmerischen Aufgaben selbst zu erledigen. Man spricht deshalb auch manchmal von "Solopreneur", wenn weder Partner noch Angestellte vorhanden sind. Auslagerungen an Dienstleister oder Einstellungen von Mitarbeitern können erst erfolgen, wenn der entsprechende Erfolg sich eingestellt hat.
Sie geniessen als Sidepreneur zahlreiche Vorteile, müssen aber auch ein paar Nachteile in Kauf nehmen. Denken Sie in aller Ruhe darüber nach, ob eine Selbstständigkeit neben dem Beruf für Sie in Frage kommt.
Vorteile als Sidepreneur
- Sie sind zufrieden mit Ihrer Unternehmensgründung, weil die Arbeit und Beschäftigung Ihrer Persönlichkeit entsprungen ist.
- Finanzielle Sorgen müssen Sie sich nicht machen, da Sie Ihren Lebensunterhalt mit Ihrem Hauptberuf verdienen. Ihr unternehmerisches Risiko ist also nicht sehr hoch. Selbst bei einem Scheitern können Sie es jederzeit neu versuchen.
- Ihre Zeiteinteilung nehmen Sie selbst vor. Aufgaben bearbeiten Sie, wie und wann Sie es für angebracht halten.
- Sie haben völlige Freiheit, wie Sie Ihre Geschäftsidee umsetzen. Die Entwicklungsstrategie liegt in Ihrer Hand.
- Unter Umständen lernen Sie Dinge hinzu, die Ihnen auch in Ihrem normalen Job weiterhelfen können.
- Sollte es Unsicherheiten mit Ihrem Arbeitsplatz geben, kann ein Sidepreneurship Engpässe abfedern. Umgekehrt können Sie über eine Teilzeitregelung mit Ihrem Arbeitgeber verhandeln, wenn Ihr Business erfolgreich ist.
Nachteile als Sidepreneur
- Stellen Sie sich auf eine starke Einschränkung Ihrer Freizeitmöglichkeiten ein. Wenn Sie es mit Ihrer Gründung ernst meinen, werden Sie nach Feierabend und an den Wochenenden sehr viel Zeit investieren müssen.
- Daraus resultiert, dass Ihre sämtlichen sozialen Kontakte zur Familie, zu Freunden, Bekannten und Kollegen sich deutlich verringern. Oftmals leiden Beziehungen darunter, und man wird sich fremd.
- Manchmal wird ein Sidepreneur als Workaholic kategorisiert, der für etwas anderes als seine Arbeit keine Zeit mehr hat.
- Schliesslich kann es noch passieren, dass Sie - bei entsprechendem Erfolg - Neid und Missgunst bei Mitmenschen auslösen
Diese Nachteile sind der Preis, den Sie für die Umsetzung Ihrer Idee zahlen müssen.
Diese Eigenschaften sollten Sie als Sidepreneur mitbringen
Wenn Sie als "Seitenunternehmer" Erfolg haben möchten, sollten Sie einige Eigenschaften mitbringen, die als Grundlage für Ihren Erfolg dienen. In welcher Branche Sie tätig werden, spielt dabei keine Rolle.
1. Eine tragfähige Vision: Ihre Idee für ein Produkt oder eine Dienstleistung sollte mindestens ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen können, das es von Mitbewerbern abhebt und Erfolg verspricht. Es kann sich auch um eine entscheidende Optimierung bereits vorhandener Geschäftsideen handeln.
2. Kraft und Ausdauer: Die doppelte Belastung durch Ihren Hauptberuf (in dem vielleicht noch regelmässig Überstunden anfallen) und Ihr Start-up verlangt viel Kraft und einen langen Atem. Wichtig ist, auch bei Stagnationen und verlangsamten Entwicklungen die Geduld nicht zu verlieren,
3. Fähigkeit zur Selbstmotivation: Sie müssen ständig in der Lage sein, sich selbst zu motivieren. Es gibt Situationen oder sogar ganze Tage, an denen es nicht rund läuft. Hier ist Energie und Begeisterung gefragt, um weiterzumachen.
4. Exzellentes Zeitmanagement: Damit Sie Hauptberuf, unternehmerische Tätigkeit und Privatleben möglichst ausgeglichen gestalten können, müssen Sie sich ein exzellentes Zeitmanagement aneignen. Das erfordert eine straffe Organisation von Terminen und Verabredungen. Leider geht dabei oft die Spontaneität verloren.
5. Richtige Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen: Analysieren Sie ohne innere Zensur Ihre Stärken und Schwächen. Schreiben Sie sie auf und überlegen Sie, wie Sie Schwächen abstellen und Stärken weiter ausbauen können. Wenn das Budget es erlaubt, können Sie später fachliche Unterstützung, beispielsweise durch Coachings, hinzuziehen.