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Eustress oder Distress? So unterscheiden Sie positiven vom negativen Stress

Veröffentlicht am 26.01.2022 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
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Dass Stressbelastungen sich schädlich auf Körper und Psyche auswirken können, steht ausser Zweifel. Nicht jede Art von Stress ist allerdings schädlich. Hier erfahren Sie, wie Sie krank machenden Distress vom positiven Eustress unterscheiden können.
Eustress und Distress - zwei ungleiche Zwillinge
 
Stress ist Stress - oder? Ja und nein, denn Eustress und Distress liegt zwar das gleiche biologische Programm zugrunde, die sogenannte Stressreaktion, bei der alle Reserven des Körpers zur Bewältigung einer herausfordernden oder bedrohlichen Situation mobilisiert werden. Beide werden allerdings vollkommen unterschiedlich erfahren und erlebt. Eustress empfinden wir als anregend, motivierend, leistungssteigernd und angenehm, während Distress in uns Überforderungs- und Ohnmachtsgefühle auslöst, uns lähmt und Angst macht. Wie kommt es dazu?
 
In der Stressforschung ist schon seit langer Zeit bekannt, dass oft nicht die Situation selbst Stress auslöst, sondern die Art und Weise, wie wir sie bewusst oder unbewusst bewerten. Wenn wir vor einer grossen Herausforderung oder Gefahr stehen, läuft in unserem Gehirn in Sekundenbruchteilen eine Einschätzung ab: Werde ich damit fertig? Habe ich die nötigen Ressourcen, um das zu überstehen? Lautet die Antwort Ja, dann kann es sein, dass uns eine schöne Erfahrung bevorsteht - wir mobilisieren unsere Reserven, bringen unsere Erfahrung und unser Können ins Spiel, meistern die Lage mit Bravour und dürfen uns auf eine Belohnung freuen. Das stärkt unser Selbstvertrauen und unser Selbstwirksamkeitsgefühl - seelische Faktoren, die sich auch auf die körperliche Gesundheit positiv auswirken können. Und für unseren sozialen Status und unsere Reputation kann eine solche Erfahrung ebenfalls sehr gewinnbringend sein. All das wird in Blitzesschnelle in den assoziativen Netzwerken unseres Gehirns erwogen - und dann machen wir uns mit Feuereifer daran, bei der Lösung unserer Aufgabe zu glänzen. Das ist Eustress.
 
Ganz andere Dinge spielen sich auf der inneren Bühne ab, wenn wir zu der Einschätzung kommen, dass wir versagen müssen, weil es uns an den nötigen Ressourcen oder der Erfahrung fehlt. Ebenso schnell sehen wir uns scheitern, fühlen uns ohnmächtig und überfordert, und Gefühle wie Angst, Wut oder Verzweiflung spülen unser rationales Denken und unser Konzentrationsvermögen - und damit den Rest unserer Problemlösungskompetenz - fort. So fühlt sich Distress an. Hält er lange an oder wird besonders intensiv erlebt, kann er Psyche und Körper nachhaltig schädigen.
 
Kann Eustress auch krank machen?
 
Eustress wird nicht nur psychisch ganz anders erlebt als Distress. Auch auf körperlicher Ebene spielen sich zum Teil andere Dinge ab. Wesentliche Elemente der Stressreaktion - der Blutdruckanstieg, der schnellere Puls, die Fokussierung auf den Stressauslöser, die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol, den Stresshormonen - bleiben gleich. Die Selbstgewissheit, dass alles ein gutes Ende nimmt, reduziert das Stresslevel und damit die Stressbelastung jedoch erheblich. Hinzu kommt, dass das Gehirn uns bei einem Erfolgserlebnis mit Glückshormonen belohnt. Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin gleichen zum Beispiel die stressende Wirkung von Cortisol aus, wirken beruhigend und stressdämpfend und können nach dem Ende der Stressepisode auf ganz natürliche Weise eine Entspannungsphase einleiten. Der "Einschlag" eines Eustress-Ereignisses ist daher weniger destruktiv als bei vergleichbaren Distress-Episoden. Aber Obacht: Auch Eustress ist Höchstleistung und powert die Reserven aus. Es empfiehlt sich also in jedem Fall, eine persönliche Strategie zu entwickeln, wie mit Stressbelastungen umgegangen werden kann - zum Beispiel mit Meditation oder Achtsamkeitstraining, Spaziergängen in der Natur, Progressiver Muskelentspannung, sportlichem Training oder Qi Gong. Auch das gute alte Nichtstun kann enorm regenerierend sein, wenn man diese Kunst noch beherrscht. Kultivieren Sie Ihre entspannte Seite und streben Sie bewusst Genuss und Lebensfreude an - so finden Sie schnell wieder zur inneren Harmonie.