Welchen Einfluss übt die Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt aus?
Veröffentlicht am 18.02.2022 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
Ein Virus hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt - so lassen sich bereits jetzt die Folgen zusammenfassen: Die notgedrungene Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Homeoffice hat gezeigt, dass Remote Work durchaus ein erfolgreiches Arbeitsmodell sein kann. Was in der Krise funktioniert, sollte auch darüber hinaus Bestand haben - diesen Anspruch melden immer mehr Beschäftigte an. Unternehmen sind gut beraten, sich auf diese neue Arbeitswelt einzustellen.
Künftige Arbeitswelt: moderner, flexibler - und herausfordernd
Aktuelle Studienergebnisse lassen erwarten, dass die pandemiebedingten Veränderungen in der Arbeitswelt einen Trend verstärken: Laut aktueller Future of Work Trends-Studie des IT-Marktforschungsunternehmens Gartner steigt der Anteil der Beschäftigten, die auch künftig im Homeoffice arbeiten wollen, auf 48 Prozent - vor Corona hatten gerade einmal 30 Prozent der Studienteilnehmer regelmässig dieses Arbeitsmodell genutzt. Die breite Datenbasis, die immerhin mehr als 300 FinanzleiterInnen, über 400 HR-Führungskräfte und reichlich 4'000 ArbeitneherInnen umfasst, erlaubt durchaus Rückschlüsse auf die gesamte Wirtschaft. Unternehmen sind also aufgefordert, sich diesen Herausforderungen zu stellen - zumal der Wettbewerb um qualifiziert Fachkräfte an Fahrt aufnimmt.
Unter dem Strich wirkt die Corona-Pandemie wie ein Brennglas: Der Fokus richtet sich immer stärker auf den Digitalisierungsgrad, den ein Unternehmen bereits erreicht hat. Und das bezieht sich nicht nur auf die technologische und technische Ausstattung, sondern vor allem auf die digitalen Kompetenzen der Beschäftigten. Müssen diese erst zum - vor allem für Remote Work unverzichtbaren - Umgang mit digitalen Tools motiviert oder qualifiziert werden, stehen sich Unternehmen selbst im Weg. Erfahrungsgemäss tun sich jüngere MitarbeiterInnen deutlich leichter, doch deswegen auf das unbezahlbare Erfahrungswissen der älteren Belegschaft zu verzichten, wäre mehr als leichtsinnig.
Soziale Komponente: Unternehmen tragen wachsende Verantwortung
Doch es ist deutlich mehr gefragt, um Remote Work auf Dauer erfolgreich zu etablieren: Während viele Führungskräfte des alten Stils auf Arbeitsverteilung, Überwachung und Kontrolle setzen, ist dies mit Beschäftigten im Homeoffice nur schwer umzusetzen. Oft genug gipfeln die Ängste vor Kontrollverlust in sich aneinanderreihenden Online-Meetings, die letztendlich kontraproduktiv wirken. MitarbeiterInnen fühlen sich gegängelt und überwacht, was die Motivation in den Keller sinken lässt. Auch die Frage der passenden Datenerhebung, zum Beispiel des virtuellen Stempelns oder Tracking des aktuellen Standorts, ist mit Vorsicht anzugehen.
Sinnvoller ist es, sich an den innovativen Startups zu orientieren: Hier arbeiten Teams je nach Talent bereichsübergreifend und motiviert zusammen, um auf dem Weg zum Ziel eine zuvor definierte Etappe zu absolvieren. Positionen oder Hierarchien sind dabei irrelevant, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen, ist Ansporn genug. Es liegt auf der Hand, dass sich vor allem Traditionsunternehmen mit eingefahrenen, tiefen hierarchischen Strukturen mit einer solchen Arbeitsweise schwertun. Doch ein Umdenken ist notwendig, um als Unternehmen auch künftig für die begehrten jungen Fachkräfte interessant zu sein: Diese legen immer grösseren Wert auf eine ausgeglichene Work Life Balance und damit Arbeitsmodellen, die den unterschiedlichen persönlichen Lebensentwürfen gerecht werden.
Es wird also künftig darum gehen, Arbeit flexibler zu gestalten - und Homeoffice kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Gleichzeitig verändert sich aber die Verantwortung der Unternehmen, denn die Arbeit dringt so immer weiter in den einst strikt abgetrennten Privatbereich ein. Nicht nur MitarbeiterInnen, sondern vor allem die Führungskräfte benötigen künftig über die fachlichen und digitalen Kompetenzen hinaus vor allem Soft Skills wie Empathie und emotionale Intelligenz, um auch über die Distanz ein soziales Miteinander leben und die anstehenden Aufgaben erfolgreich meistern zu können.