4-Tage-Woche: Fortschritt oder Rückschritt für Arbeitnehmer?
Veröffentlicht am 04.11.2022 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
In immer mehr Schweizer Firmen wird die 4-Tage-Woche angeboten. Dabei steht die freiwillige Entscheidung im Mittelpunkt. Dies gilt hauptsächlich dann, wenn das Unternehmen die Arbeitszeit nicht kürzt, sondern nur eine Verlagerung anbietet. Ob die 4-Tage-Woche einen Gewinn an Lebensqualität bietet, ist eine sehr individuelle Entscheidung.
4-Tage-Woche ist nicht gleich 4-Tage-Woche
Auf den ersten Blick ist es ein tolles Angebot: Arbeitnehmer müssen nur noch an vier Tagen in der Woche in die Firma kommen oder im Homeoffice arbeiten. Der fünfte Tag ist frei. Dabei handelt es sich häufig um den Freitag, sodass Sie ein freies, langes Wochenende haben. Es kann aber auch ein anderer Tag in der Woche frei bleiben.
Doch ist die 4-Tage-Woche wirklich ein Gewinn für die Work-Life-Balance, wie es so oft dargestellt wird? Dies kommt auf das Modell an, in dem Sie künftig arbeiten sollen. Von diesen Modellen gibt es zwei. Bei einem handelt es sich um eine tatsächliche Verkürzung der Arbeitszeit, bei dem anderen lediglich um eine Verlagerung.
Vier Tage arbeiten - bei voller Stundenzahl
Ein gängiges Modell für die 4-Tage-Woche liegt in der Verlagerung der Arbeitszeit. Sie arbeiten ihre volle wöchentliche Stundenzahl und verteilen diese auf vier Arbeitstage. Geht man von der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit in der Schweiz aus, kommen Sie in Vollzeit auf eine tägliche Arbeitszeit von etwa 10,2 Stunden. Dafür können Sie an einem fünften Tag in der Woche zu Hause bleiben. Viele Arbeitnehmer sehen dies als Vorteil.
Dies ist der Fall, wenn Sie kein Problem haben, viele Stunden an einem Tag zu arbeiten, oder wenn Sie einen langen Anfahrtsweg zur Arbeit haben. Auch für Teilzeitkräfte kann dieses Modell der 4-Tage-Woche von Vorteil sein. Ein Fortschritt liegt in dem Modell, da Arbeitnehmer die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Die lange tägliche Arbeitszeit bei Vollbeschäftigung ist jedoch ein Nachteil, den Sie berücksichtigen sollten, wenn Sie über dieses Arbeitszeitmodell nachdenken.
4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich
Es gibt Unternehmen, die ihren Mitarbeitern eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich anbieten. Wenn Sie in einem solchen Unternehmen tätig sind, haben Sie grosses Glück. Ihre Arbeitszeit verkürzt sich je nach Modell um bis zu 8,5 Stunden am Tag, obwohl Sie den gleichen Lohn erhalten. Dieses Arbeitszeitmodell bringt allein durch die versteckte Lohnerhöhung Vorteile. Ihre tägliche Belastung erhöht sich nicht, Sie haben einen zusätzlichen Tag in der Woche frei.
Somit ist dieses Modell ein Vorteil, den Sie für sich in Anspruch nehmen sollten. Nachteile gibt es für den Arbeitgeber, denn er zahlt seinen Mitarbeitern ein höheres Gehalt oder mehr Lohn. Doch viele Arbeitnehmer profitieren davon. Mitarbeiter, die in einer 4-Tage-Woche beschäftigt sind, haben Studien zufolge eine höhere Motivation, mehr Energie und sie sind seltener krank. Dies wirkt sich positiv auf die Arbeitsleistung aus. So betrachtet, ist das Modell ein Gewinn für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermassen.