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Teilzeitarbeit - warum ist der Trend seit Jahren stabil?

Veröffentlicht am 04.08.2023 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
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Teilzeitarbeit ist in der Schweiz keine Ausnahme: 35 Prozent der Beschäftigten haben sich dafür entschieden. Diese Zahl ist seit mehr als einem Jahrzehnt konstant. Nicht nur Frauen, die Kinder erziehen, sind unter den Teilzeitarbeitern. Auch Männer und Alleinstehende haben dieses Modell für sich entdeckt. Die Gründe sind sehr unterschiedlich.
Frauen möchten sich um die Familie kümmern

Frauen arbeiten in Teilzeit, weil sie sich um die Kinder oder die Eltern kümmern möchten. Sie wünschen sich, alle Aufgaben besser bewältigen zu können, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren. Doch auch Männer haben diese Art der Strukturierung des Familienlebens für sich entdeckt. Es gibt immer mehr Familien, in denen beide Elternteile in Teilzeit arbeiten. So können sie den Beruf und die täglichen Aufgaben zu Hause besser miteinander vereinbaren.

Singles und Paare kommen gut mit ihrem Geld aus

Es gibt einen weiteren Trend, der für eine Teilzeitarbeit spricht. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Reduzierung der Arbeitszeit und somit auch des Einkommens, weil sie feststellen, dass sie mit dem zur Verfügung stehenden Geld gut haushalten können. Ein volles Konto ist nicht mehr das Mass aller Dinge: Das Arbeitsleben ist in den letzten zehn Jahren härter und anspruchsvoller geworden. Globalisierung, Digitalisierung, Mobilität, aber auch neue Strukturen innerhalb des Unternehmens stellen jeden Tag neue Herausforderungen dar.

* Vollzeitbeschäftigung kann eine grosse Belastung darstellen

Wer in Vollzeit beschäftigt ist, fühlt sich häufig ausgebrannt. Stresssymptome und psychische Erkrankungen nehmen zu. Diesem Kreis möchten auch diejenigen entfliehen, die keine Familie haben. Sie schränken sich ein und entscheiden sich für eine Tätigkeit in Teilzeit, um mehr von ihrer Freizeit zu haben. Eine Steigerung der Lebensqualität geht mit dieser Entscheidung einher. Diese ist den Menschen wichtiger als ein hohes Einkommen oder eine steile Karriere.

Soziale Systeme sind auf Vollbeschäftigung ausgelegt

Kritik an der Teilzeitbeschäftigung basiert darauf, dass mit einem geringeren Einkommen die Vorteile der sozialen Systeme in der Schweiz ausgenutzt werden können. Zwar geben
Teilzeitbeschäftigte dieses Kriterium nicht als Grund für ihre Entscheidung an. Tatsache ist aber, dass die Systeme an eine Vollbeschäftigung angelehnt sind. Wer wenig verdient, kann eine Prämienverbilligung bei der Krankenkasse in Anspruch nehmen.

Er kann eine günstige Wohnung beanspruchen und zahlt weniger Geld in die obligatorischen Kassen ein. Diese Vorteile können auch Teilzeitbeschäftigte in Anspruch nehmen. Dass sie weniger verdienen, weil sie sich dafür bewusst entschieden haben, spielt für die Inanspruchnahme der Vergünstigungen keine Rolle.

Änderungen werden bereits gefordert

Kritiker, aber auch Stimmen aus der Politik fordern eine Änderung des Systems.
Teilzeitbeschäftigte sollten künftig nicht mehr von den Vorteilen profitieren, zumindest dann nicht, wenn sie keine Kinder haben. Hierbei handelt es sich nur um eine Meinung, zu der sich bislang noch niemand offiziell geäussert hat. Fakt ist jedoch, dass der Unmut gross ist. Ob die Politik darauf zeitnah reagiert, bleibt abzuwarten.