Rückgang Arbeitslose im Kanton St. Gallen Besetzung von Vakanzen im Kanton St. Gallen - Aufschwung oder Niedergang?
Veröffentlicht am 25.08.2023 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
Nach einer langen Dürreperiode bei der Vermittlung von Arbeitskräften liefert ein Blick auf die Zahlen der von Arbeitslosigkeit betroffenen Fachkräfte erfreuliche Nachrichten. Wie erwartet, verzeichnet die Arbeitslosigkeit im Kanton St. Gallen einen signifikanten Rückgang. Mehr noch: Ihr aktueller Stand entspricht dem Niveau von 2008.
Regressive Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Zahlen
Die regionalen Arbeitsvermittlungszentren dokumentierten im Kanton St. Gallen zum Monatsletzten im Juni 2023 8.095 Stellensuchende. Allein innerhalb eines Monats konnten 171 und innerhalb eines Jahres rund 1.000 Fachkräfte vermittelt werden. Dies entspricht im Jahresschnitt einem Minus von etwa 11 Prozent. Die Anzahl der für Kurzarbeit vorangemeldeten Beschäftigten lag indes bei 1.200 Mitarbeitenden. Im Vergleich zur Zahl der Arbeitslosen zeigt sich bei den offenen Vakanzen Nachholbedarf. Mit etwa 4.250 offenen Stellen ist der Trend auch auf Seiten der ausschreibenden Betriebe rückläufig. Als führende Stellenplattform der Ostschweiz wissen wir, dass sich für eine realistische Lagebeurteilung auf dem Arbeitsmarkt ein Blick auf die Wirtschaftszweige lohnt.
Aufstrebende Branchen und lahmende Wirtschaftssektoren
Einen regelrechten Run auf offene Stellen konnten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor verzeichnen. Allein im Baugewerbe fanden 15 Prozent aller Arbeitslosen eine neue berufliche Perspektive. Auch der Dienstleistungssektor sticht mit einem Plus von 12,6 Prozent heraus. Herausfordernder gestaltete sich die Situation in Branchen, die in hohem Masse von Exporten leben. In der Metallverarbeitung suchten 9,3 Prozent mehr Menschen einen Job. Im Maschinenbau belief sich der Anstieg an Stellensuchenden auf 3,9 Prozent.
Offene Vakanzen im Kanton St. Gallen - aktueller Status Quo
Die rückläufige Tendenz bei den zur Verfügung stehenden Stellen ist auf den Wegfall der
Meldepflicht in vielen Berufsbildern zum Jahresanfang 2023 zurückzuführen. Ende Juni sank die Anzahl offener Stellen um 146. Im Jahresvergleich lässt sich das Minus auf 2.188 beziffern. Nur ein Drittel entfällt hierbei auf Berufe, die von einer Meldepflicht ausgenommen sind. Neben Hilfsarbeitskräften sind Beschäftigte insbesondere in Handwerks- und Dienstleistungsberufen sowie im Bereich des Verkaufs gefragt.
Faktor Alter und ein Blick auf die Ostschweizer Wahlkreise
Bei der Besetzung von Vakanzen konnten massgeblich Beschäftigte der Altersgruppe 25 bis 49 profitieren. 9 Prozent mehr Arbeitslose (entspricht 465 Personen) konnten hier vermittelt werden. Bei den über 50-Jährigen beläuft sich die Anzahl der vermittelten Fachkräfte auf 18 Prozent und 559 Personen. Vergleichsweise schwerer hatten es die Jüngeren im Alter zwischen 15 und 24. Hierbei hatte die spätere Arbeitsmarkt-Rückkehr der Älteren nach der Pandemie erheblichen Einfluss.
Spitzenreiter bei den Wahlkreisen, die einen Rückgang der Arbeitslosigkeit verbuchen, ist Rorschach mit einem Minus von 15,9 Prozent. Im Wahlkreis Werdenberg nahm die Anzahl der Arbeitslosen um 2,9 Prozent ab, wobei dies zu grossen Teilen der regionalen Industrie zu verdanken ist. Im Wahlkreis Rheintal stieg die Arbeitslosigkeit hingegen um 6,5 Prozent.
Aktuelle Beschäftigtensituation in Industrie und verarbeitendem Gewerbe
Als Stellenplattform liegt unser Augenmerk stets auch auf den industriellen und gewerblichen Wirtschaftszweigen. Hierbei stellen wir fest, dass die Anzahl der Kurzarbeitenden das vorpandemische Niveau erreicht hat. Insgesamt 17 Industrie- und Gewerbebetriebe kommen im Juli 2023 auf rund 1.200 für Kurzarbeit vorangemeldete Beschäftigte - massgeblich in den Regionen Werdenberg und Rheintal.
Fazit
Erfreulich ist nicht nur, dass sich ein Aufschwung bei den erfolgreich vermittelten Beschäftigten abzeichnet. Dass das 2008er-Niveau nun erstmals wieder erreicht wurde, ist insbesondere aus unserer Sicht als führende Jobplattform in der Ostschweiz ein willkommener Meilenstein.