Weshalb fällt es vielen Menschen schwer, Fehler im Job einzugestehen? - ostjob.ch
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Weshalb fällt es vielen Menschen schwer, Fehler im Job einzugestehen?

Veröffentlicht am 19.04.2024 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
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Wer sich für einen Fehler entschuldigen muss, befindet sich in einem Dilemma: Man fürchtet sich vor der Reaktion des Chefs oder der Chefin und weiss gleichzeitig, dass es keine Alternative darstellt, einen Fehler zu vertuschen.
Fehler in Arbeitsabläufen können als Chance gesehen werden

Manchmal entsteht bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Eindruck, dass alles perfekt sein muss: Perfekte Präsentationen, das zuverlässige Einhalten von Deadlines, pünktliches Erscheinen in Meetings, gut vorbereitete Kundentermine, fehlerfreie Verträge und eloquent formulierte Mails. Schon im Bewerbungsgespräch versucht man, sich von der besten Seite zu zeigen.

Perfektionismus ist bei Jobinterviews eine häufig genannte Eigenschaft, die bei Unternehmen vermeintlich gern gesehen ist. Doch selbst, wenn man diese hohen Ansprüche unbedingt erfüllen möchte und einen hohen Arbeitseinsatz zeigt, passieren immer wieder Fehler, die sich nicht gänzlich vermeiden lassen. Zum Beispiel kann sich eine Entscheidung, die vor zwei Wochen noch vernünftig erschien, im Nachhinein als Fehlentscheidung erweisen.

Oder ein Missverständnis im Team führt zu einem verpassten Kundentermin oder einem fehlerhaften Dokument. Häufig lässt sich keine einzelne Person identifizieren, die für einen Fehler verantwortlich ist, sondern ein Mangel in den Betriebsabläufen oder eine fehlerhafte Kommunikation zwischen den einzelnen Abteilungen ist die eigentliche Ursache. In diesem Fall können Fehler als Chance gesehen werden, weil Defizite in den Abläufen analysiert und optimiert werden können.

Die Situation in Ruhe analysieren statt vorschnell Lösungen anbieten

Manchmal sind Fehler jedoch nicht in mangelhaften Abläufen oder Missverständnissen begründet, sondern in einem persönlichem Fehlverhalten. Dies erfordert eine Entschuldigung, die - wenn der Fehler gravierend ist - über ein einfaches «Sorry» hinausgehen sollte. Wenn sich Mitarbeitende entschuldigen, sollten sie darüber hinaus nicht den Fehler machen, ihren Vorgesetzten sehr schnell eine Lösung anzubieten.

Häufig bietet es sich an, die Situation in Ruhe gemeinsam zu analysieren und danach adäquate Lösungen zu entwickeln. Dabei sollte nicht vergessen werden: Es schadet einem Unternehmen langfristig sehr viel mehr, wenn ein Fehler vertuscht wird. Mitarbeitende werden im Idealfall durch Fehler gestärkt statt geschwächt, weil sie Zusammenhänge besser erkennen und Arbeitsabläufe optimieren können. Auf diese Weise können in Zukunft Fehler minimiert werden und aus einem individuellen Fehler wird eine Chance für die Zukunft.

Regeln der Kommunikation bei schwierigen Gesprächen

Schwierige Gespräche erfordern von Führungskräften eine besonders umsichtige Gesprächsführung. Denn das Selbstwertgefühl der Person, die sich entschuldigen muss, ist häufig angekratzt. Eine wichtige Regel ist, dass keine Belehrungen erfolgen sollen und im ersten Schritt auch gut gemeinte Ratschläge vermieden werden.

Gutes Zuhören bedeutet, dass die Führungskraft am Ende das Gesagte noch einmal zusammenfasst, damit keine Missverständnisse entstehen. Sie sollten darüber hinaus, wenn sich jemand bei Ihnen entschuldigt, nicht eigene ähnliche Erfahrungen in den Vordergrund stellen, sondern sich voll und ganz auf Ihr Gegenüber einlassen.

Falls Sie als Führungskraft selbst Fehler gemacht haben, sollten Sie sich sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entschuldigen, ohne das eigene Fehlverhalten zu dramatisieren. Idealerweise entwickelt dadurch das Team das Gefühl, dass es kein Weltuntergang ist, wenn Fehler passieren, sondern dass man immer gemeinsam versuchen wird, das Beste aus der Situation zu machen.