Arbeitsmarkt im Umbruch: Chancen und Risiken für Ältere ArbeitnehmerInnen - ostjob.ch
552 Artikel für deine Suche.

Arbeitsmarkt im Umbruch: Chancen und Risiken für Ältere ArbeitnehmerInnen

Veröffentlicht am 02.06.2025 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
arbeitssuche-50+
Wer mit über 50 die Stelle verliert, sieht sich oft grossen Herausforderungen gegenüber. Trotz Berufserfahrung und Fachkenntnis gestaltet sich die Rückkehr in den Arbeitsmarkt für viele schwierig. Ein zentrales Problem: Vorurteile. Viele Personalverantwortliche verbinden mit älteren Bewerbenden höhere Kosten, geringere Flexibilität oder fehlende digitale Kompetenz.
Dabei ist das tatsächliche Bild differenzierter. Zwar gibt es keine Hinweise darauf, dass ältere Mitarbeitende häufiger entlassen werden als jüngere. Doch wer betroffen ist, braucht in der Regel deutlich länger, um wieder eine Anstellung zu finden – oft mit dem Risiko, in die Langzeitarbeitslosigkeit abzurutschen.

Hinzu kommt: Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt. Unternehmen erwarten heute schnelle Einsatzfähigkeit, präzise Profilübereinstimmung und stetige Weiterentwicklung. Wer nicht mit der technologischen Entwicklung Schritt hält oder in einem überholten Berufsfeld arbeitet, hat es schwer. Besonders stark spüren dies Fachkräfte aus Bereichen, die durch Digitalisierung, Automatisierung oder Verlagerung ins Ausland überflüssig geworden sind.

Gleichzeitig öffnet der demografische Wandel neue Türen. Die Pensionierungswelle der Babyboomer führt in den kommenden Jahren zu spürbaren Fachkräfteengpässen. Weil weniger junge Arbeitskräfte nachrücken, steigt der Bedarf an erfahrenen Mitarbeitenden. Ältere können dadurch wieder stärker in den Fokus rücken – vorausgesetzt, sie sind bereit, sich anzupassen.

Flexibilität und Weiterbildungsbereitschaft werden entscheidend sein. Die Arbeitswelt bleibt in Bewegung: Künstliche Intelligenz verändert Tätigkeiten grundlegend und ersetzt zunehmend Routineaufgaben. Wer offen für neue Lernprozesse bleibt und sein Know-how aktualisiert, hat bessere Chancen, im Wandel zu bestehen.

Ein zusätzlicher Faktor ist der Wertewandel in der Arbeitswelt. Die Generation Z legt grossen Wert auf Work-Life-Balance, Teilzeitarbeit und Sinnhaftigkeit. Viele wollen weniger arbeiten – was wiederum den Bedarf an verfügbaren Kräften erhöht. Hier kann Erfahrung eine wertvolle Ressource sein.

Doch all diese Entwicklungen verlaufen nicht einheitlich. Während die einen Branchen Fachkräfte suchen, fallen anderswo Arbeitsplätze weg. Die Zukunft wird von gegensätzlichen Trends geprägt sein: technologische Umwälzungen auf der einen Seite, demografischer Druck und Wertewandel auf der anderen.

Für ältere Arbeitnehmende bedeutet das: Es gibt Chancen – aber auch Risiken. Wer sich selbstbewusst zeigt, neue Wege nicht scheut und seine Kompetenzen sichtbar macht, kann von der veränderten Lage profitieren. Passivität hingegen kann zum Stolperstein werden. Die Arbeitswelt verlangt mehr denn je die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden.