Veröffentlicht am 12.01.2022 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
Gutes Timing entscheidet oftmals über Erfolg oder Misserfolg, was für das Privatleben und das Berufsleben gleichermassen gilt. Das trifft auch auf Gehaltsverhandlungen zu, deren Gelingen oftmals von der Wahl des richtigen Zeitpunkts abhängig ist. Wer beruflich auf ein erfolgreiches Jahr zurückblickt, wird zu Beginn des neuen Jahres mit dem Gedanken einer Gehaltserhöhung spielen. Doch ist das der richtige Zeitpunkt?
Wann die Voraussetzungen für Gehaltsverhandlungen gut sind
Den einen richtigen Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen gibt es nicht. Aber es gibt bestimmte Rahmenbedingungen, die den Erfolg begünstigen, unter anderem diese:
- Weiterentwicklung: Sie haben sich weiterentwickelt, indem Sie eine Weiterbildung absolviert, neue Fähigkeiten erworben oder gerade ein Projekt erfolgreich abgeschlossen haben.
- Erweiterung des Aufgabenbereichs: Ihr Aufgabenbereich ist vergrössert worden, oder Sie haben gerade mehr Verantwortung innerhalb Ihres Teams übernommen.
- Jobangebot seitens der Konkurrenz: Vielleicht haben Sie auch ein lukratives Jobangebot von Seiten der Konkurrenz erhalten, die Sie abwerben möchte. Sofern Sie nicht wechseln möchten, wird es Zeit, mit Ihrem aktuellen Arbeitgeber neue Rahmenbedingungen zu verhandeln, ohne ihn zu nötigen oder unter Druck zu setzen.
- Steigerung des Marktwertes: Ihr Marktwert ist gestiegen, da Sie im vergangenen Jahr effektiver, produktiver und erfolgreicher gearbeitet haben. Das können Sie anhand eines Leistungstagebuchs nachweisen, in dem Sie Ihre Erfolge schriftlich mit Nachweisen dokumentiert haben.
- Ungleichgewicht in Bezug auf die Höhe des Gehalts: Sie stellen fest, dass Ihre Kollegen für gleiche Arbeit und eine ähnliche Qualifikation mehr verdienen, dann wird es Zeit für Gehaltsverhandlungen.
- Umsatzsteigerungen: Steigen Aufträge und Umsätze, sind Mitarbeiter für diesen Erfolg mitverantwortlich und sollten auch daran teilhaben. Das gilt umso mehr, wenn Sie wissen, dass dieser Hype auch in den nächsten Monaten anhält. Dann ist das ein guter Zeitpunkt, um Ihren Vorgesetzten um eine Gehaltsanpassung zu bitten.
- Gehaltsvergleich: Sie haben festgestellt, dass Ihr Gehalt unter dem marktüblichen Gehalt Ihrer Branche liegt. Dann wird es Zeit nachzuverhandeln. Als Faustregel gilt, dass Ihre Gehaltsforderung nicht mehr als fünf Prozent über dem durchschnittlichen Gehaltsniveau liegen sollte, gemessen an Ihrer Position, der Branche, der Region und der Unternehmensgrösse.
Liegt einer der genannten Faktoren vor, ist das ein Indiz, dass der richtige Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen gekommen ist. Es bleibt die Frage, ob der Jahresbeginn passend ist. Erfahrungsgemäss ist der Finanzfluss eines Unternehmens in den Monaten November und Dezember versiegt. Sofern das Budget noch nicht vollständig ausgeschöpft ist, setzen Chefs mehr auf Sicherheit und Rücklagen, sodass die Chancen, Ende eines Jahres eine Gehaltserhöhung zu erzielen, vergleichsweise gering sind. Tatsächlich sind es die Monate Januar und April, in denen Gehaltsverhandlungen besonders erfolgreich sind. Das geht aus Studien und dem ermittelten Zahlenmaterial hervor. Danach erhöhen Unternehmen aussertarifliche Gehälter im Januar um durchschnittlich 29,5 Prozent und im April sogar um 40,6 Prozent.
Für den Jahresanfang spricht ausserdem, dass Ihr Vorgesetzter möglicherweise gut erholt und bestens gelaunt aus dem Skiurlaub oder von den Malediven zurückkehrt. Gerade zu Jahresbeginn ist das Stresslevel noch vergleichsweise niedrig, sodass Ihr Boss ausreichend Zeit hat, Ihnen zuzuhören. Wenn an diesem Tag der Gehaltsverhandlung auch noch die Sonne scheint, steigen Ihre Chancen, mit Ihrer Gehaltsforderung erfolgreich zu sein.
Gute Argumente für ein höheres Gehalt
Jetzt brauchen Sie noch einige handfeste Argumente, mit denen Sie die angestrebte Gehaltserhöhung zu Jahresbeginn durchsetzen können. Dabei ist es wichtig, dass Sie den Blick in die Zukunft richten.
- Sie möchten nicht mehr Gehalt, weil das neue Jahr gerade begonnen hat. Sie möchten mehr Gehalt, weil Sie bald ein verantwortungsvolles Projekt leiten, das dem Unternehmen eine Umsatzsteigerung von mehr als 10 Prozent beschert.
- Sie können Ihre Forderung nach mehr Gehalt mit Erfolgen unterfüttern, die Sie im vergangenen Geschäftsjahr erzielt haben und die Sie anhand von Nachweisen anschaulich präsentieren.
- Ihre Argumentation bekräftigen Sie, indem Sie klar und unmissverständlich Ihre Ziele formulieren. Wer unsicher auftritt, hat von vornherein schon verloren. Das bedeutet auch, dass Sie eine konkrete Hausnummer nennen dürfen. Tatsächlich sind konkrete Gehaltsforderungen effektiver als pauschale Zahlen, zum Beispiel 4350 Schweizer Franken anstelle von 4000 Schweizer Franken.
Letztendlich entscheiden über den Erfolg von Gehaltsverhandlungen auch Ihr Auftreten sowie Ihr Selbstbewusstsein und Ihr Selbstvertrauen! Viel Erfolg!