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Was wird aus der Gig Economy?

Veröffentlicht am 31.03.2023 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
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Mit der Digitalisierung sind die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, deutlich gestiegen. Auch die Beschaffenheit der Arbeit und die Rahmenbedingungen haben sich in Teilen verändert. Eine dieser sich verändernden Arbeitswelten ist die Gig Economy - die Arbeit über Online Plattformen auf selbstständiger Basis. Wie das funktioniert, und ob die Gig Economy eine Zukunft hat - informieren Sie sich hier!
Gig Economy - was ist das?

Fast unmerklich ist in den vergangenen Jahren die Gig Economy zu einem gigantischen Arbeitsmarkt herangewachsen. Entstanden ist sie in den Jahren nach der globalen Finanzkrise von 2008/2009. Die Arbeitslosenzahlen in den Vereinigten Staaten und in Europa waren hoch. Gleichzeitig schritt die Digitalisierung voran und mit ihr eine enorme Verbreitung des Smartphones, dessen Möglichkeiten weit über die eines normalen Handys hinausgingen.

Entstanden sind digitale Plattformen, auf denen Dienstleistungen angeboten und Aufträge vergeben werden. Sie schossen geradezu aus dem Boden, was Investoren veranlasste, viel Geld in die Gig Economy zu pumpen.

Eine Vielzahl von Selbstständigen hat sich hier mittlerweile versammelt, die ohne Akquise und Werbung an Aufträge gelangen. Die Tätigkeitsfelder reichen vom Taxi fahren und Lieferdiensten über Handwerksleistungen bis zu kreativen Tätigkeiten wie Texten, Grafik und Design sowie Programmieren. Das typische Merkmal der Gig Economy ist, dass sich Auftraggeber und Gig Worker über Online Plattformen finden und die Auftragsvergabe auf Projektbasis stattfindet. Dabei handelt es sich um Kurzzeitjobs, wobei Gig Worker auf selbstständiger Basis arbeiten und für die Verrichtung der Tätigkeiten ihr eigenes Equipment verwenden.

Die Vor- und Nachteile der Gig Economy

Gig Workers profitieren nicht nur von der Flexibilität ihrer Arbeit. Darüber hinaus gibt es
weitere Vorteile.
  • Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte
  • Einfacher und schneller Einstieg. Abhängig von den Fähigkeiten kann fast jeder Teil der Gig Economy werden.
  • Selbstbestimmte Arbeitsweise, sodass es im Ermessen des Gig Workers liegt, ob er einen Auftrag annimmt oder nicht.
Die Gig Economy ist auch mit Nachteilen verbunden.
  • Gig Economy bedeutet Arbeiten auf selbstständiger Basis. Einen festen Arbeitgeber gibt es nicht. Das bedeutet, dass sämtliche Sozialversicherungsbeiträge in die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung vom Gig Worker aufgebracht werden müssen.
  • Die beruflich bedingten sozialen Kontakte des Gig Workers sind auf ein Minimum begrenzt, denn Kollegen gibt es keine.
  • In der Gig Economy gibt es keine Arbeitsplatzsicherheit, da die Auftragslage eng mit der konjunkturellen Lage und der persönlichen Leistung verbunden ist.
Ein weiteres Merkmal der Gig Economy sind die Preise, die für Aufträge gezahlt werden und die oftmals unter denen des gesetzlichen Mindestlohnes beziehungsweise deutlich unter dem im jeweiligen Land gezahlten üblichen Stundensatz liegen. Insoweit stellt sich die Frage, ob die Gig Economy eine Zukunft hat.

Die Zukunft der Gig Economy

Auf die Frage nach der Zukunft der Gig Economy gibt Niels van Doorn, Professor für Digitale Kultur und Neue Medien an der Universität von Amsterdam, eine klare Antwort. Er hat sich als einer der ersten intensiv mit der Gig Economy befasst und ist der Überzeugung, dass die goldenen Zeiten der Vergangenheit angehören. Einer der Gründe ist, dass sich Gig Worker in den USA und in Europa mittlerweile gegen die finanzielle Ausbeutung in Form von Dumping-Preisen zur Wehr setzen und den Arbeitnehmerstatus einfordern.

Die Investoren sehen sich angesichts dieser Lage veranlasst, ihren Geldfluss deutlich zu reduzieren. Waren es in der Anfangsphase vorwiegend junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten, die Gig Working hip fanden, versammeln sich hier mittlerweile vorwiegend Migranten, die zu noch geringeren Preisen arbeiten und keinen Zugang zu lukrativeren Jobs finden. Aufgrund der sich verschlechternden Rahmenbedingungen geht van Doorn davon aus, dass sich die digitalen Plattformen immer mehr im Niedriglohnsektor wiederfinden werden.