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Warum suchen junge Arbeitnehmer immer häufiger eine Teilzeitanstellung?

Veröffentlicht am 01.04.2022 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
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Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik (BFS) ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten seit 1991 deutlich gestiegen. Im europaweiten Vergleich nimmt die Schweiz mittlerweile Platz 2 hinter den Niederlanden ein. Dass Teilzeitarbeit bei Frauen beliebt ist, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass vor allem jüngere Frauen unter 30 bevorzugt einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Was ihre Beweggründe sind - wir haben uns auf Spurensuche begeben.
Teilzeitmodelle in der Schweiz

Eine Teilzeitstelle ist ein Arbeitsverhältnis, bei dem die wöchentliche Arbeitszeit im Vergleich zu einer Vollzeitstelle reduziert ist. Die meisten der in Teilzeit beschäftigten Frauen arbeiten 50 bis 90 Prozent der üblichen Wochenarbeitszeit. Das sind, je nach Prozentsatz, 20 bis 35 Stunden in der Woche. Die verschiedenen Teilzeitmodelle in der Schweiz garantieren Flexibilität. So ist es beispielsweise möglich, täglich einige Stunden zu arbeiten. Die wöchentliche Arbeitszeit kann aber auch auf einzelne Tage in der Woche beschränkt werden. Andere Teilzeitbeschäftigte werden nur nach Bedarf eingesetzt, sodass sie keine festen Arbeitszeiten haben. Auch die Ausübung mehrerer Teilzeitjobs ist möglich.

Teilzeit in der Schweiz: Die Entwicklung seit 1991

Aktuell arbeiten in der Schweiz über 34 Prozent der Frauen, die jünger als 30 Jahre alt sind, in Teilzeit. Anders sieht es bei den Männern aus, deren Anteil bei knapp 19 Prozent liegt. Teilzeitarbeit ist ein gefragtes Arbeitsmodell mit steigender Tendenz, was die Entwicklung seit 1991 eindrücklich belegt.
  • Beschäftigungsgrad von Frauen im Jahr 1991: 50,9 Prozent der Frauen arbeiten in Vollzeit, 22,2 Prozent in Teilzeit zwischen 50 bis 89 Prozent und 27,0 Prozent in Teilzeit unter 50 Prozent.
  • Beschäftigungsgrad von Männern im Jahr 1991: 92,2 Prozent der Männer arbeiten in Vollzeit, 3,5 Prozent in Teilzeit zwischen 50 und 89 Prozent sowie 4,2 Prozent in Teilzeit unter 50 Prozent.
  • Beschäftigungsgrad von Frauen im Jahr 2020: 40,9 Prozent der Frauen arbeiten in Vollzeit, 35,5 Prozent in Teilzeit zwischen 50 und 89 Prozent sowie 23,6 Prozent in Teilzeit unter 50 Prozent.
  • Beschäftigungsgrad von Männern im Jahr 2020: 81,7 Prozent der Männer arbeiten in Vollzeit, 11,8 Prozent in Teilzeit zwischen 50 und 89 Prozent sowie 6,5 Prozent in Teilzeit unter 50 Prozent.

Das geht aus einer Statistik des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahr 2021 hervor. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten deutlich gestiegen. Insbesondere bei Frauen ist die Zahl der Vollbeschäftigten in den Jahren 1991 bis 2020 um 10 Prozent gesunken. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist im selben Masse gestiegen. Das gilt insbesondere für jüngere Frauen, die immer häufiger die Teilzeitbeschäftigung einer Vollzeitbeschäftigung vorzuziehen. Was steckt dahinter?

Warum jüngere Frauen bevorzugt in Teilzeit arbeiten

Die offiziellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik legen offen, dass jüngere Frauen zwischen 15 und 29 Jahren bevorzugt in Teilzeitarbeit arbeiten. Dazu gehören auch Frauen, die noch keine Familie gegründet und noch keine Kinder haben. Insoweit sind die Antworten auf die Frage nach den Beweggründen für die Ausübung einer Teilzeitarbeit überaus spannend. Einige junge Frauen geben an, sich ausserhalb des Jobs auch auf andere Aktivitäten zu konzentrieren, zum Beispiel auf die Ausübung eines oder mehrerer Hobbys. Andere wiederum entscheiden sich ganz bewusst dafür, weniger zu arbeiten. Weniger Arbeit bedeutet, mehr Freizeit und damit auch mehr Lebensqualität zu haben, was dem Wunsch nach einer Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Leben (Work-Life-Balance) entspricht. Manche Frauen müssen oder wollen aufgrund familiärer Verpflichtung einer Teilzeitarbeit nachgehen. Und dann gibt es noch junge Frauen, die deshalb in Teilzeit arbeiten, weil sie die freie Zeit für eine Aus- oder Weiterbildung nutzen.

Das bedeutet, dass der Bedarf und die Nachfrage nach Teilzeitarbeit wachsen. Das wirkt sich auch auf die Stellenvermittlung aus. Denn mittlerweile sind Bewerbungen von jüngeren Frauen auf Vollzeitstellen eher selten geworden. Allerdings steht der hohen Nachfrage nach Teilzeitstellen ein vergleichsweise dünnes Angebot gegenüber. Das gilt vor allem für technische und gewerbliche Berufe, bei denen es trotz einer hohen Nachfrage nach Arbeitskräften kaum Angebote für Teilzeitstellen gibt. Insoweit sind die Unternehmen gefordert, Arbeitnehmern und insbesondere jüngeren Frauen diesbezüglich Angebote zu unterbreiten. Es bleibt zu hoffen, dass Unternehmen auf diese Veränderungen am Arbeitsmarkt angemessen reagieren und das Angebot an Teilzeitstellen massiv erhöhen.