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Warum gut gut genug ist - Perfektionismus in der Arbeit

Veröffentlicht am 15.02.2017 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch
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Ob Jobsuche oder Jobwechsel: Die Unsicherheit beim Verfassen der Bewerbung ist oftmals gross. Gerade wenn vielversprechende Stelleninserate einen Traumjob erahnen lassen, wächst der Druck. Jede Formulierung, jede Information soll perfekt sein und den Personaler von der Eignung für die Stelle überzeugen. Dabei kommt es vor allem auf das Motivationsschreiben an.
 

Das Leben ist nicht perfekt, die Arbeit ist es auch nicht

Da scheitern Menschen an jeder Jobsuche oder an jedem Jobwechsel, weil sie Perfektionisten sind. Das lässt aufhorchen. Machen Perfektionisten nicht alles besonders gut? Müssten sie nicht von einer Flut interessanter Stelleninserate und Jobangebote aus der Ostschweiz geradezu überrollt werden? Sind nicht ihre Bewerbungsunterlagen schon so perfekt und überzeugend, dass der Personalleiter sie immer sofort erkennen kann?

Perfektionisten mögen tatsächlich zunächst einen tollen ersten Eindruck machen. Spätestens, wenn es dann aber ernst wird bei der Stellensuche, im Gespräch oder bei einer Bewerber-Challenge, schneiden sie mitnichten am besten ab. Zuweilen schaffen sie es bereits nicht, eine Bewerbung einzureichen. Zwar haben sie nächtelang an den Unterlagen gefeilt, aber die Frist für die Einreichung der Mappe dann verstreichen lassen.
Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Psychologisch gesehen kaschiert Perfektionismus meist tiefsitzende Unsicherheiten. Sicherlich gibt es Menschen, die von Hause aus sehr genau und exakt arbeiten, auf Details achten und so für bestimmte Tätigkeiten geradezu prädestiniert sind. Kein Buchhalter wird ohne ein gewisses Maß an Genauigkeit seine Tätigkeit gut ausfüllen. Wer aber mit einer Aufgabe niemals wirklich fertig wird, weil es aus seiner Sicht immer noch etwas zu verbessern gibt, kann bei der Arbeit und auch bei der Stellensuche in ernste Schwierigkeiten kommen. Er schafft seine Arbeit dann nicht in der vorgegebenen Zeit. Oftmals verzettelt er sich in Details, wenn der Blick für das große Ganze zählt. Im Team treibt er seine Kollegen mit Bedenken, unwichtigen Kleinigkeiten und Zeitverzögerungen in die Rebellion. Hier schlägt die Genauigkeit in einen überzogenen Anspruch um, der teuer für das Unternehmen werden kann. Auch die Betroffenen leiden, denn die Kritik in ihrem Umfeld bestärkt sie darin, dass ihre Arbeit nicht genügt und sie selbst nicht genügen. Spaß macht einem Perfektionisten die Arbeit meistens nicht.
Auch eine Bewerbung, eine Stellensuche und selbst der lang ersehnte Traumjob werden schnell zum Alptraum. Den Jobwechsel traut sich der Perfektionist schon einmal gar nicht zu. Ihm fallen dazu erst einmal 1001 Argumente ein, warum seine Jobsuche nicht perfekt ablaufen wird. Ständig setzt sich der Perfektionist persönlich unter Druck, arbeitet viel und hat dennoch kaum Erfolg. Vorgesetzte erkennen oft nicht, wie viel Fleiss und Mühe in seiner Arbeit steckt, weil Zeit Geld ist. Folgerichtig finden wir auch kaum Jobangebote oder Stelleninserate, die den Perfektionisten suchen.

 

Vom Umgang mit den eigenen Perfektionismus

Perfektionismus kann verschiedene Grade durchlaufen. In schweren Fällen ist es ratsam, psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Dies gilt insbesondere, wenn Aufgaben nicht mehr wirklich ein Ende finden. Jobwechsel allein bringen dem Perfektionisten nichts, er bleibt, wie er ist. Wer selbst unter seinem Perfektionismus leidet, aber im Alltag einigermaßen funktioniert, sollte sich ein Programm entwickeln. Dieses besteht darin, manchmal kleine Fehler in seine Arbeit einzubauen oder auch damit zu beginnen, die erste Überarbeitung seines Berichtes anstelle der zehnten als fertig abzugeben, bei der Jobsuche auch einmal ein Dokument zur Bewerbung nachzureichen, Jobangebote und Stelleninserate nicht nächtelang auf mögliche Fallen und Nachteile untersuchen oder den Traumjob nicht permanent in Frage stellen.
Mit der Zeit wird er erfahren, dass die Fertigstellung einer Arbeit ein Wert an sich ist. Kleine Fehler können später verbessert werden oder fallen kaum auf. Für Perfektionisten ist es wichtig, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Das kann auch ausserhalb des Berufslebens mit einem Hobby beginnnen, das er sehr gut beherrscht und für das er Lob erhält. Es gilt dann, dieses Selbstbewusstsein Schritt für Schritt auf die Arbeit zu übertragen.

 

Perfektionisten müssen bei der Stellensuche in Gang kommen

 Wer als Perfektionist auf Jobsuche in der Ostschweiz ist, sollte sich klarmachen: Nur das Ergebnis zählt. Wer einen Jobwechsel anstrebt, muss Jobangebote/Stelleninserate lesen und sich dann fristgemäß bewerben. Der Traumjob ist auch dann noch ein Traumjob, wenn er die eigenen Ansprüche nur zu 98 % erfüllt. Die Bewerbungsmappe ist gut, wenn das Anschreiben zu 95 % überzeugt.

Copyright ostjob.ch 2017,15.02.2017, Fredy Pillinger, Verkaufsleiter ostjob.ch
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